Weit-, kurz- oder alterssichtig?
Die Fehlsichtigkeiten im Überblick
Es gibt verschiedene Fehlsichtigkeiten, oft treten verschiedene Formen
gleichzeitig auf, und es gibt oftmals unterschiedliche Begriffe, die denselben Sachverhalt beschreiben.
Mit den nachfolgenden Erläuterungen möchten wir ein wenig zu Klärung beitragen; im wesentlichen unterscheidet
man die nachfolgend beschriebenen Formen von "Fehlsichtigkeit".
Art und Größe einer evtl. vorhandenen Fehlsichtigkeit wird im Rahmen einer
Refraktionsbestimmung festgestellt.
Rechtsichtigkeit
Rechtsichtigkeit / Emmetropie
Rechtsichtigkeit (auch "Emmetropie") ist dann vorhanden, wenn unendlich weit entfernte
Objekte (in der Praxis mehr als 4-6m) scharf auf der Netzhaut des Auges abgebildet werden.
Kurzsichtigkeit / Myopie
Kurzsichtigkeit
Ist die Brechkraft des Auges zu stark (oder das Auge zu lang), entsteht das Bild schon vor
der Netzhaut, die Wahrnehmung ist ein unscharfes Bild. Erst wenn das Objekt näher an das
Auge heranrückt, verschiebt sich auch die Abbildung im Auge weiter nach hinten auf
die Netzhaut und es wird scharf gesehen. In diesem Fall spricht man von "Kurzsichtigkeit"
(-> nur Dinge in "kurzen" Entfernungen werden scharf gesehen) oder "Myopie". Zur
Korrektion einer Kurzsichtigkeit kommen Zerstreuungslinsen (auch: Konkavlinsen oder
Minuslinsen) zum Einsatz, die die Gesamtbrechkraft vermindern.
Weitsichtigkeit / Hyperopie
Weitsichtigkeit
Ist die Brechkraft des Auges zu gering (oder das Auge zu kurz), würde das Bild des
betrachteten Objekts erst hinter der Netzhaut entstehen können. Auch hier kommt es also
zu einer unscharfen Wahrnehmung. Da das Auge aber in der Lage ist, durch eine Veränderung der
Krümmung der Augenlinse die Gesamtbrechkraft zu erhöhen ("Akkommodation"), kann durch permanente
Anstrengung trotzdem ein scharfes Sehen erreicht werden. Da diese Fähigkeit aber eigentlich
dazu vorgesehen ist, eine Einstellung des Auges auf das Nahsehen zu erreichen, fehlt
es für kürzere Entfernungen jetzt an Reserven, da der Brechwertzuwachs ja schon zum Ausgleich
der Fehlsichtigkeit verwendet wurde. Man spricht hier also von "Weitsichtigkeit"
(-> Dinge in "kurzen" Entfernungen können nicht oder nur mit Mühe scharf gesehen werden)
oder "Hyperopie". Zur Korrektion einer Weitsichtigkeit kommen Sammellinsen (auch: Konvexlinsen
oder Pluslinsen) zum Einsatz, die die Gesamtbrechkraft erhöhen.
Stabsichtigkeit / Astigmatismus / "Hornhautverkrümmung"
Astigmatismus
Darüberhinaus gibt es noch den "Astigmatismus" (auch: "Stabsichtigkeit"). Dieser Begriff beschreibt
die nicht punktförmige Abbildung eines Objekts. Dieses Phänomen kommt zustande, wenn die
optischen Flächen, an denen das Licht gebrochen wird, nicht rotationssymmetrisch sind:
Stellen Sie sich z.B. einen Gymnastikball vor. Er ist (solange niemand darauf sitzt)
näherungsweise kugelförmig. Seine Gestalt ist aus jeder Blickrichtung symmetrisch.
Setzt sich hingegen jemand auf diesen Ball, wird er in senkrechter Richtung zusammengestaucht,
d.h. die Krümmung in senkrechter Richtung ist nun stärker als die Krümmung in waagerechter
Richtung; es ist eine sogenannte torische Fläche entstanden. Wäre die Oberfläche des Balles jetzt
eine optische Fläche (z.B. die Fläche eines Brillenglases oder die Hornhaut des Auges oder
eine Fläche der Augenlinse), so hätte diese Fläche aufgrund der unterschiedlichen Krümmungen auch
unterschiedliche Brechwerte (in unserem Fall wäre der Brechwert in senkrechter Richtung aufgrund der
stärkeren Krümmung größer als in waagerechter Richtung). Die Differenz zwischen diesen beiden Brechwerten
ist die Größe des Astigmatismus.
Der Begriff "Stabsichtigkeit" erklärt sich daraus, daß aufgrund der unterschiedlichen Brechwerte
in dieser einen Fläche keine punktförmige Abbildung zustande kommen kann; der Bildpunkt wird zu
einer Linie verzerrt.
Alterssichtigkeit / Presbyopie
Alterssichtigkeit
Eine Fehlsichtigkeit, die eigentlich keine ist, ist die sogenannte "Altersweitsichtigkeit" bzw.
"Presbyopie". Hier kommt zum Tragen, daß die Verformbarkeit der Augenlinse zum Einstellen des
Auges auf unterschiedliche Entfernungen mit zunehmendem Alter nachläßt. Beträgt der Spielraum bei
einem Kleinkind noch bis zu 15,0 dpt (wodurch scharfes Sehen von der Ferne bis hin zu einem Abstand
von ca 6,0 cm möglich wäre), so sinkt er bis auf 0,0 herab. Im Alter von ca. 45 Jahren ist noch ein
Akkommodationsvermögen von ca. 2,5 bis 3,0 dpt vorhanden, womit man langsam aber sicher die
Grenze zur ersten Lesebrille erreicht, die dann mit Brillengläsern die fehlende Brechkraft für
das Sehen in der Nähe ersetzt.