Vielfach greift man zunächst zu einer möglichst hohen Vergrößerung nach dem Motto "lieber zuviel
als zuwenig", Reserven kann man schließlich immer gebrauchen.
Dieser Weg führt aber nicht immer zum erwünschten Ergebnis, da mit einer höheren Vergrößerung immer
auch ein kleineres Gesichtsfeld einhergeht. Das kann dazu führen, daß zwar die einzelnen Buchstaben eines
Textes leichter erkannt werden können, daß das Erfassen des Sinnzusammenhanges aber stark erschwert wird.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist der freie Arbeitsabstand, der mit dem Hilfsmittel realisiert werden
kann. Bei einer einfachen Lupe ist dies maximal die Brennweite der Lupe; alles, was weiter entfernt von
der Lupe steht, kann nur unscharf gesehen werden.
Ein Beispiel: Eine Lupe mit 4,0 dpt hat eine Brennweite von 25 cm und eine Vergrößerung von 2x.
Eine Lupe mit 8,0 dpt hat eine Brennweite von 12,5 cm und eine Vergrößerung von 3x. Soll die Lupe
zum Arbeiten gebraucht werden, beispielsweise beim Handarbeiten oder beim Modellbau, scheidet die
zweite Variante in der Regel schon aus, da kaum genug Platz ist, um mit den Händen zwischen Lupe und
Objekt noch vernünftig zu hantieren.
Auch sollte man berücksichtigen, unter welchen Bedingungen die Lupe benutzt wird: theoretisch könnte
man mit einer höheren Vergrößerung eine höhere Leseleistung erzielen. Was aber, wenn das freie Halten
der Lupe auf Dauer beschwerlich ist, und ein Zittern der Hand sich bei einer höheren Vergrößerung auch
in gleichem Maße stärker bemerkbar macht?
Und eine Lupe mit 10-facher Vergrößerung und einem freien Arbeitsabstand von einigen Zentimetern mag
sicher für einen Uhrmacher die ideale Lösung sein, für jemanden, der damit die Tageszeitung lesen
möchten, ist sie schlicht ungeeignet.
Aus oben genannten Gründen ist es im allgemeinen ratsam, verschiedene vergrößernde Sehhilfen auszuprobieren,
um sich an die individuell optimale Lösung heranzutasten. Zwar gibt es zu jedem Hilfsmittel spezielle
Hauptanwendungsgebiete; was dem Einzelnen aber am besten hilft, kann nur in einer gezielten Beratung
herausgefunden werden.
Bild: Ripken, KI